Hier der Reisebericht von unserem Mitglied Gregor Leopold:

Am 7. Dezember 2015 war es soweit. Nach langer Vorbereitung stand ich vor einem Berg von Ausrüstung, der verpackt werden musste. Mein Flug nach Manila über Abu Dhabi ging um 21:45 Uhr.

Der Berg verteilte sich schließlich in drei große Taschen. Mein TRAK Faltkajak allein wiegt ca. 30 kg. Mit Paddel, Ersatzpaddel. Schwimmweste und Ausrüstung für eine mehrtägige Paddeltour kam ich auf über 50 Kg. In meinem Flugticket waren zwei Gepäckstücke mit je 23 kg inklusive. Die Lösung war ein Upgrade auf drei Gepäckstücke und 180 Euro Aufpreis. Aber was tut man nicht alles fürs Paddeln.

In Manila herrschten sommerliche Temperaturen. 27 Grad und hohe Luftfeuchtigkeit um fast Mitternacht Ortszeit. Nach einer dreiviertel Stunde an der Gepäckausgabe wurde mir langsam klar, dass meine Tasche mit dem Süllrand, der Schwimmweste und der Kajakhydraulik wohl nicht mehr kommen wird. Also zum Etihad Schalter und eine Verlustmeldung ausfüllen. Das geht ja gut los.

Der philippinische Teil meiner Familie, meine Schwägerinnen und Schwager waren fast vollständig zu meinem Empfang gekommen. Meine Frau und Tochter würden ja erst am 23. Dezember nachkommen, in den Schulferien. Nach einer dreiviertel Stunde warten wir mit dem gemieteten Van endlich dem Flughafenparkplatz entkommen. Die Fahrt nach San Fernando La Union, ca. 300 km nördlich von Manila, dauerte dann bis in der Früh um 7:00 Uhr. Der Verkehr auf den Philippinen ist ziemlich chaotisch und man steht immer mal wieder im Stau.

Als Outdoor Schlafgelegenheit hatte ich mir von einem bekannten Paddler eine Hennessy Hängematte empfehlen lassen. Mit fest eingenähtem Moskitonetz und Regendach. Das Teil also ausgepackt und hinter dem Haus meiner Schwägerin aufgespannt und ein paar Stunden geschlafen. Die Hängematte sollte dann auch mein Schlafplatz für drei meiner vier Wochen Urlaub sein. Das Resultat vorweggenommen: ich habe selten draußen so gut geschlafen.

Nach einem Ruhetag zum Akklimatisieren, kam am übernächsten Tag dann endlich auch meine vermisste Tasche. Sie wurde sogar ans Haus geliefert.

1. Paddeltag, Freitag 11. Dezember

Am nächsten Tag, Freitag, ging es dann endlich los mit dem Paddeln. Eine kleine Tour über ca. 12 km nach Norden, war geplant. Ich hatte alles in die Haupttasche des Kajaks gepackt. Mein Schwager, Besitzer eines Tricycles (155er Honda Motorrad mit überdachtem Beiwagen – das Taxi der Philippinen) war mein Fahrer. Das Kajak also auf das Dach des Tricycles gepackt und auf zum 10 km entfernten Strand. Dort hatte ich schon die ersten Zuschauer. Ich glaube nicht, dass die Kinder die mir zuschauten, schon mal ein Faltkajak gesehen haben, auch wenn das Teil nur 300 km von hier entfernt hergestellt wird. Nach 20 Minuten Aufbau ging’s los. Das Meer ruhig (ist ja auch eine Bucht) und leichter Rückenwind. Die mitgelieferte Schlabber-Spritzdecke des TRAK war mal wieder ein Ärgernis. Es dauerte ein paar Minuten bis sie drauf war, und wenn man nicht aufpasste sprang sie vom Süllrand. Nach einer halben Stunde kam ich in die Nähe von Poro Point, ein Kap am Ende der Halbinsel von San Fernando. Die Küste ist gesäumt von Riffs, die bis knapp unter die Wasseroberfläche gehen. So auch hier. Die zunehmende Dünung am Ausgang der Bucht, entlädt sich am Poro Point in zwei Meter hohen brechenden Wellen. Reflektierte Wellen und zunehmender Wind sorgen für ziemlich kabbelige See. Da ich schon länger nicht mehr im Kajak saß und das erste Mal im Faltkajak auf dem Meer, dauerte es ein bisschen, bis ich wieder mit diesen Bedingungen zurechtkam.

Unterwegs begegnete mir ein Fischer mit einem selbstgebauten Kajak aus Styropor und Bambus. Es saß quer drauf, die Beine im Wasser und fischte. Wir waren beide sehr begeistert von dieser Begegnung. Keiner von uns Beiden hatte zuvor schon mal so ein Kajak gesehen.

Nach knapp zwei Stunden näherte ich mich San Juan, meinem Ziel. Es ist ein bekannter Surfspot und es gibt immer brechende Wellen über dem Riff. In dem Bereich an dem ich anlanden wollte, waren die Wellen 1,5-2 Meter hoch. Da ich noch nie in brechenden Wellen gepaddelt hatte, war mir schon ein bisschen mulmig. Ich nahm vor der Welle Anlauf um vor ihr her zu surfen. Das klappte dann auch ein paar Sekunden bis ich mich querstellte, also mit dem Kajak längs zur Welle. Also das gemacht was man gelernt hat, in die Welle hinein stützen. Das klappt erstaunlich gut. Nachdem die Welle über mich hinweggerollt war musste ich nicht einmal aufrollen, nur die Spritzdecke war offen und die Sachen in aus meinem Decksnetz, Lenzpumpe und ein kleiner Trockensack schwammen um mich herum. Also alles einsammeln und wieder los. Durch die erwähnten Schwierigkeiten mit der Spritzdecke ergossen sich zwei Wellen in mein Cockpit bevor ich sie schließen konnte. Bei der dritten Welle war mein Cockpit dann so voll dass ich kenterte. Meine Schulter streichelte danach sanft das Riff (nur die Empfindung des Riffs). Die Kratzer begleiteten mich die darauffolgenden zwei Wochen.

Nach dem dritten Versuch und wieder aufgerissener Spritzdecke beendete ich den Paddeltag. Diese Erfahrung brachte mir sehr viel Sicherheit im Umgang mit brechenden Wellen. Auch konnte ich ein sehr positives Fazit für mein Faltkajak ziehen. Es ist super beherrschbar auch in schwierigen Bedingungen.

Meine zwei Schwager eine Nichte und ein Neffe warteten schon am Strand auf mich und waren heilfroh, dass mir nichts passiert war. Kajak abgebaut, aufs Tricycle und zurück nach Hause.

Nach zwei Tagen mit Kajakreinigen, Ausflügen in den Dschungel und viel Familie war ich wieder bereit fürs Paddeln.

2. Paddeltag, 14.Dezember

Diesmal ging es in die Gegenrichtung, nach Süden. Ziel Santiago Bauang ca. 15 km entfernt.

Der Startpunkt war wieder derselbe, Acapulco Beach, San Fernando. Wir hatten eine Taifun-Warnung. Der Taifun Nona sollte ab dem nächsten Tag ein paar hundert Kilometer südlich von uns durchziehen. Aber das Wetter war noch gut, so beschloss ich die Tour zu machen. Die Bedingungen waren wieder dieselben wie am letzten Paddeltag. Ruhig und wenig Wind in der Bucht, mehr Wind, kabbelige See, eineinhalb Meter Dünung und stärkerer Wind draussen.

Nach ca. 2 Stunden kam ich dann in Bedingungen die ich mir allerdings nicht gewünscht hatte. Um mich herum begannen die Wellen plötzlich zu brechen. Ich erkannte relativ spät, dass eine zwei Meter Welle brechend von hinten auf mich zu rollte. Ich konnte wieder nur einige Sekunden die Spur halten und vor der Welle her surfen, bis es mich quer stellte. Diese Welle war aber nun ein gutes Stück größer als die Wellen in San Juan. Ich sah mich schon 500 Meter vom Ufer entfernt im Meer treiben. Aber ich legte mich wieder in die Welle und nach ca. fünf Sekunden in der Gischt war der Spuk vorbei. Die Spritzdecke war wieder aufgerissen, aber nur ein bisschen Wasser im Boot. Mein Hut und meine Sonnenbrille waren weg. Die Brille hatte es mir trotz Band um den Hals runtergerissen. Den Hut sah ich ein paar Meter entfernt treiben und konnte ihn rausfischen, die Brille war weg. Da ich nach dem vorherigen Paddeltag trotz Sonnencreme mit SF30 einen leichten Sonnenbrand hatte, kaufte ich mir SF70, allerdings gab es die nicht in wasserfest. So musste ich mich noch mehrmals eincremen um nicht anzubrennen. Es hatte ja über 30 Grad und keine Wolke am Himmel.

So schnell wie die brechenden Wellen gekommen waren, verschwanden Sie auch wieder.

Nach zweieinhalb Stunden war ich am Ziel. Santiago ist ein kleiner Fischerort. Lauter Bangkas lagen am Strand, das sind 6-7 Meter lange Ausleger Fischerboote mit kleinem Dieselmotor.

Als ich an den Strand kam, sammelte sich in kürzester Zeit eine kleine Menschenmenge an. Lauter Fischer und viele Kinder, die noch nie zuvor ein Kajak gesehen hatten. Einer sagte: „We carry your barco up to the road“, also: “wir tragen dein Schiff zur Straße hoch”. Ich sagte, dass ich von meinem Schwager abgeholt werde und rief ihn auch gleich an, dass keiner auf dumme Gedanken käme.

Auch wenn die Filipinos sehr freundlich sind, wüsste ich nicht, ob ich hier alleine, mit all meinen Ausrüstungsgegenständen wieder herausgekommen wäre.

Einer packte sich den Bug meines Kajaks auf die Schulter und rannte los. Ich, mit dem Heck auf der Schulter hinterher. Wir navigierten im Laufschritt durch ein Labyrinth kleiner Hütten und mein Träger rief jedem zu, den er sah: „American, American“. Ich rief dann immer: „No, German, German“. Wir erreichten schließlich die Straße und stoppten vor der Kirche. Ein Platz, den meine beiden Schwager finden würden. Es dauerte noch zehn Minuten, dann sah ich das Tricycle die Straße herunter kommen. Die Menschenmenge war jetzt noch größer als vorher. Bestimmt 30 Menschen, die meisten Kinder, hatten sich versammelt um mir beim Abbauen meines Kajaks zuzuschauen.

Einer sagte: „What’s your name? “ – „Gregor“ – „Merry Christmas uncle Gregor – these are my children – what about a Christmas present for my daughter?” Wenn ich ihm etwas gegeben hätte wären sicher alle gekommen um ein Weihnachtsgeschenk zu bekommen.

Nach diesem Tag war mir klar, dass mein eigentliches Ziel, eine mehrtägige Paddeltour, alleine nicht zu machen ist. Man müsste mindestens zu dritt, besser noch zu viert sein.

Die Spritzdecke habe ich an diesem Tag auch in Rente geschickt und mir im Internet eine gute HF Wildwasser Spritzdecke bestellt, die mir meine Frau dann mitbringen sollte.

Am nächsten Tag bekamen wir die Ausläufer des Taifuns zu spüren. „Nona“ zog ca. 400km südlich von uns durch. Bei uns schüttete es zwei Tage in Strömen, es gab aber wenig Wind.

In der ersten Nacht lief Wasser vom Baum, an der Aufspannleine entlang in meine Hängematte. Das Kopfkissen und die Fleecedecke waren nass. Ich habe dann an beiden Aufspannleinen einen Kabelbinder befestigt, an dem das Wasser abtropfen konnte, bevor es in die Hängematte lief. Und siehe da – die Hängematte trocknete sogar während des strömenden Regens ab, sodass ich in der nächsten Nacht wieder darin schlafen konnte. In die Hängematte steigt man von unten, über einen Schlitz mit Klettverschluss ein, ist dieser geschlossen, kommen auch keine Insekten mehr hinein. Das Regendach wird 20 cm über dem Moskitonetz aufgespannt, so kann die Luft durchstreichen und es bildet sich kein Kondenswasser. Das Regendach ist groß genug, dass es unter der Hängematte, wo ich meine Schuhe abgestellt hatte, absolut trocken bleibt. Bei starkem Wind ist das wahrscheinlich anders.

Mein Lagerplatz befand sich 20 Meter vom Haus entfernt im Dschungel. Wenn ich durchs Moskitonetz hinaus schaute, sah ich nur grün. Wir sind in einem Dorf am Rande von San Fernando, Provinz La Union. Der nächste Nachbar ist 50 Meter entfernt. Nun ist so eine Nacht in dieser Lage nicht gerade leise. Jeder Nachbar hat Hunde, Hühner und vor allem Hähne. Diese liefern sich jede Nacht Kräh-Wettkämpfe. Wenn dann die Hähne mal ruhig sind, fangen die Hunde an zu bellen. Dann gibt es noch nachtaktive Vögel und Tikkas, das sind große Eidechsen, die ziemlich komische Geräusche machen. Ihr Ruf klingt, wie ihr Name schon sagt, wie: „Tik-ka“. Wenn man das zum ersten Mal hört, kann man sich das Tier zu diesem Laut nicht vorstellen.

Samstag 19.Dezember

Ich hatte ja die letzten Monate vor der Reise, für den Hersteller des Trak Kajaks, den Prototyp der neuen Kajaktasche entworfen und genäht. Da die Firma Trak auf den Philippinen fertigen lässt, durfte ich den Prototypen in Mariveles, ca. 300 km von San Fernando entfernt, selbst vorstellen. Es ist eine acht Stunden Fahrt mit dem Bus. Auf dieser Fahrt, bei der ich meinen Neffen dabei hatte, habe ich den kältesten Ort der Philippinen kennengelernt – den Reisebus. Ich schätze es war zwischen 15 und 18 Grad kalt.

Die Vorstellung der Tasche war sehr erfolgreich und die Firmenführung beeindruckend. Es wird dort wirklich auf sehr hohem Niveau gearbeitet.

Nach einer weiteren acht Stunden Fahrt erreichten wir Baguio. Das ist eine 300.000 Einwohner Stadt, 1500 Meter hoch, in einem Talkessel in den Bergen gelegen. Dort blieben wir 3 Tage bei meiner Schwägerin, die dort ein Boardinghouse betreibt. Baguio erinnert sehr an die Alpen. Es ist den 1500 Höhenmetern entsprechend, mit 15-22 Grad, relativ kalt. Darum wachsen hier auch Früchte wie Erdbeeren oder Äpfel, die man sonst nirgends auf den Philippinen bekommt.

Mittwoch 23. Dezember

Meine Frau, Tochter und Nichte mit Freund waren inzwischen und in einer 18-stündigen Tour vom Flughafen in Manila abgeholt worden. Nach der kalten Zeit im Bus und in Baguio war die Hitze in San Fernando wieder schön.

 3. Paddeltag, 24. Dezember

Ich musste natürlich auch meiner Verwandtschaft die Möglichkeit bieten, einmal in einem Kajak zu sitzen. Also sind wir zum Strand. Dort war wegen der Feiertage natürlich viel mehr los als sonst. Leider haben die Filipinos wenig Sinn für Umweltschutz und er ganze Strand war mit Müll übersäht. Jeder lässt seine Chipstüten oder Wasserflaschen einfach fallen, wenn sie leer sind, oder wirft sie an eine Stelle am Strand, wo schon ein Müllberg liegt.

Es waren wieder viele Kinder beim Auf- und Abbauen des Kajaks um uns herumgestanden und haben sich über die vielen Teile und Ausrüstungsgegenstände gewundert. Ein paar Eskimorollen zum Aufwärmen, machen zusätzlichen Eindruck. Zum Glück hatte ich endlich meine neue Spritzdecke – eingehängt, ziehen, „plopp“, zu und dicht.

Meine Nichte entpuppte sich als Naturtalent im Kajakfahren. Sie setzte sich hinein und fuhr herum, als ob sie noch nie etwas anderes gemacht hätte. Mein Schwager, der Tricyclefahrer dagegen kippelte solange herum, bis er schließlich kenterte.

Man merkte, dass Sylvester näher kam. Die „Explosionen“ von Feuerwerkskörpern nahmen zu. Auch an Weihnachten wird immer geballert. Bei vielen Nachbarn wurden die ersten Karaoke Geräte in Betrieb genommen. Natürlich draußen und auf maximaler Lautstärke. Wenn die wenigstens singen könnten. Um ca. 1:00 Uhr in der Nacht dann Stromausfall – Stille Nacht.

Da fast alle aus der Familie Weihnachtsurlaub hatten und meine Frau am 28.12. Geburtstag, waren die nächsten Tage ganz der Familien gewidmet. Viele Leute kamen zu Besuch und die Zeit wurde zum Reden genutzt. Ich hatte mir eine Erkältung eingefangen. Wahrscheinlich ist es auch bei 30° nicht so gut, mit nassen Klamotten auf dem zugigen Tricycle zu fahren.

 4. Paddeltag 29. Dezember

Ich hatte ja ursprünglich vor, eine 3-4 Tagestour mit Ziel „Hundred Islands National Park“ zu machen.

Da dies ja aus oben erwähnten Gründen nicht möglich war, hatte ich vor, mit der ganzen Familie einen Ausflug dorthin zu machen.

Hundred Islands sind ein Archipel von 123 kleinen und kleinsten Inseln in der Bucht von Lingayen. Auf 4-5 Inseln gibt es Restaurants und auch kleine Pensionen. Es ist nur 140 km von San Fernando entfernt. Aber, dem philippinischen Verkehr sei Dank, dauert die Fahrt dorthin fast 4 Stunden – in der Nacht. Also sind wir mit einem gemieteten Jeepney (das sind ziemlich bunte und mit Chromteilen verzierte, Jeep ähnliche Busse für bis zu 20 Personen) mit fast der ganzen Familie um 2:00 Uhr Früh losgefahren. Als wir um 5:30 Uhr ankamen, begann ich noch in der Dunkelheit mit dem Aufbau des Kajaks. Die Familie mietete eine Bangka mit Fahrer. Um 6:00 Uhr, pünktlich zum Sonnenaufgang, waren das Kajak im Wasser und die Bangka startbereit. Ich paddelte eine Zeit lang neben der Bangka her, in Richtung aufgehender Sonne.

Nachdem wir einen Treffpunkt auf der ersten Insel ausgemacht hatten, war ich allein und die Banka verschwand zwischen den Inseln. Das Wasser war noch fast spiegelglatt, was sich aber bald änderte je näher ich den Inseln kam. Ich befand mich im Lee der Inseln, also auf der windabgewandten Seite. Als ich zwischen den Inseln durch paddelte, sah ich die Gischt schon an die Ufer der Inseln spritzen.

Da die Inseln aus weichem Gestein bestehen, werden sie unten immer weiter ausgewaschen und stehen wie Pilze im Wasser. Es entstehen Überhänge von teilweise fünf Metern unter denen man durchpaddeln kann. Alle Inseln größer als 20 Meter sind tropisch bewachsen.

Nun ist es für die Filipinos ein erschwinglicher Weihnachtsurlaub einen Ausflug auf die Inseln zu machen. So mehrten sich die Bangkas im Lauf des Vormittags zu einer Zahl, die den Wassertaxis auf dem Canale Grande Konkurrenz machen könnte.

Ich brauchte immer 10-15 Minuten um der Bangka von Insel zu Insel zu folgen. Da der Wind und damit der Wellengang zunahm und durch die reflektierenden Wellen zwischen den Inseln ein ziemlich unruhiges Wasser entstand, ließ mich meine Familie nicht aus den Augen. In Verlängerung mancher Inseln zogen sich Riffbänder mit nur einem halben Meter Wassertiefe, die für brechende Wellen sorgte.

Nach einem Picknick und einer Ruhepause auf einer Insel mit Badestrand, machte ich mich auf den Rückweg. Mittlerweile hatte der Wind nachgelassen und das Meer wurde ruhiger. Allerdings war es schon brutal heiß. Mein Kajak hat ein schwarzes Deck und ich saß in meiner kuschelig warmen Seesocke, die ich als essenzielles Zubehör eines nicht abgeschotteten Faltkajaks ansehe. So schwitzte ich die zwei Liter aus meiner Trinkblase so schnell aus, wie ich sie trank. Ich ließ mir Zeit bei der Rückfahrt und paddelte kreuz und quer zwischen den kleinen Inseln durch.

Auf der ca. zwei Kilometer langen Überfahrt von den letzten Inseln zum Festland bemerkte ich wie die Wasserqualität von relativ klar auf „dicke Brühe“ wechselte. In der Früh, mit der tief stehenden Sonne hatte ich das nicht bemerkt. Alaminos, die Stadt an der Hundred Islands liegt, hat 85000 Einwohner und ich glaube nicht, dass schon alle Abwässer von dort geklärt werden.

Die Leute an der Bootsanlegestelle schauten, als ob sie einen Alien aus seinem Raumschiff steigen sahen, als ich um 13:30 Uhr wieder am Festland ankam. Ich glaube sie verstanden nicht, wie ein „Weißer“, der ja genug Geld hat mit der Bangka zu fahren, sich so plagen kann und mit dem Kajak fährt. Meine Familie traf dann 15 Minuten später ein.

Die Rückfahrt nach San Fernando dauerte dann 6 Stunden, davon waren eineinhalb Stunden nur Stau.

Alle waren ziemlich kaputt als wir um 20:00 Uhr wieder daheim waren.

Mittwoch 30. Dezember

Mein Kreislauf hat die Hitze wohl nicht so gut vertragen. Ich war schon den ganzen Vormittag ziemlich matt. Ich hatte mich dann mittags noch einmal hingelegt und die Sonne knallte auf mein Hängemattendach. Als ich dann aufstand, kam ich gerade noch bis zum Haus, bevor ich mit Kreislaufproblemen umkippte. Den Rest des Tages verbrachte ich im Bett.

Donnerstag 31. Dezember

Es ging mir wieder gut. Dass ich meine bequeme Hängematte mit dem Bett im Haus getauscht hatte, nahm mir jedoch mein Rücken übel. Am Silvesterabend gab es für die ganze Familie ein Boodle Fight. Das ist ein Buffet, bei dem das ganze Essen auf Bananenblätter auf einem langen Tisch angerichtet und mit den Fingern gegessen wird. Das ist eine Tradition beim philippinischen Militär, wo es im Feld natürlich keine Teller gibt, aber überall Bananenblätter.

Schon den ganzen Abend wurde um uns herum geböllert, was das Zeug hält, aber um Mitternacht hatte man den Eindruck, dass der 3. Weltkrieg ausgebrochen wäre. Das Böllern nahm dann täglich ab, aber auch noch am 4. Januar hörte man es noch stündlich irgendwo knallen.

 Montag 4. Januar 2016

Der Tag der Abreise war gekommen, was natürlich mit viel Abschiedsschmerz verbunden war.

Wir fuhren am späten Vormittag zum Flughafen nach Manila. Ungefähr 36 Stunden später landeten wir im leicht verschneiten München, bei ungefähr 28°C weniger als auf den Philippinen.

 Fazit

Eine mehrtägige Kajaktour, wie ich sie geplant hatte, ist nur mit mehreren Personen möglich. Eine Gruppe von 4-5 Personen wäre ideal. So kann sich die Gruppe trennen, z.B. ein Teil der Gruppe bleibt bei den Kajaks, während die Anderen einkaufen. Ebenso bei Notfällen. Weiterhin reduziert sich so das Gepäckproblem, da man verschiedene Ausrüstungsgegenstände nur einmal braucht.

Eine wenig bevölkerte Region ist für eine Mehrtagestour besser geeignet, als eine dicht bevölkerte. Die Verpflegung und Ausrüstung, um für einige Tage bis zu zwei Wochen autark zu leben, kann bei einer Gruppe leichter mitgenommen werden, als dass sich das Sicherheitsproblem in dicht bevölkerten Regionen lösen lässt. Auch eine fünfköpfige Gruppe ist schnell ausgeraubt.

Die Ostküste der philippinischen Hauptinsel Luzon wäre ein lohnendes Ziel. Der nordöstliche Teil von Luzon ist fast komplette Wildnis. Allerdings ist hier das Wetter und das Meer die Herausforderung.

Aufgrund der Topographie (Ostwind und Gebirge an der Küste) regnet es hier fast das ganze Jahr. Der Pazifik ist auch anspruchsvoller als das Südchinesische Meer, weil hier Strömung und Tide größer sind und der Wellengang aufgrund der östlichen Hauptwindrichtung ebenfalls.

Ein weiteres Problem bei Kajaktouren auf den Philippinen ist die Logistik.

Ich habe im Vorfeld recherchiert, ob ich vielleicht ein Seekajak mieten kann, aber das nur in ausgesprochenen Tourismuszentren der Fall. Jedoch gibt es nur Sit-On-Top Kajaks, welche für mich unter die Kategorie „Wasserspielzeug für die Badewanne“ fallen.

ES war schnell klar, dass ich mein Faltkajak mitnehmen musste. So konnte ich auch mit dem Tricycle und dem Jeepney reisen. Bei einem Festrumpfboot kommt man um ein Auto nicht herum.

Ausblick

Das war sicher nicht meine letzte Reise mit dem Kajak auf den Philippinen.

Ich hoffe, dass ich mit diesem Bericht, dem Einen oder Anderen Lust auf die Philippinen gemacht habe. Ich werde auf jeden Fall versuchen eine kleine Gruppe zusammen zu bringen und die Nordostküste von Luzon hochzufahren. Startpunkt: Palanan, Provinz Isabela 17° 4′ N, 122° 26′ O,

Ziel:

Palaui Island 18° 33′ N, 122° 8′ O. Diese Tour ist eine Expedition und kein Sonntagnachmittagspaddeln. Man muss mindestens drei Woche dafür veranschlagen. Davon eine Woche Reisezeit und Vorbereitung, 8-10 Paddeltage und ein paar Tage Puffer für schlechtes Wetter.

Geplant habe ich die Tour für Januar 2018.

Interessenten können sich gerne bei mir melden, unter seekajak@leotec.de

Und wer Lust hat das TRAK Kajak zu testen, kann sich gern melden..

 

Gregor