Die Märkische Umfahrt, ein herausragender deutscher Paddel-Klassiker – eine etwa 180 Kilometer lange Rundtour südöstlich von Berlin, auf den Flüssen Dahme und Spree sowie zahlreichen Kanälen und Seen, die beide Gewässer miteinander verbinden.

Am 24. Juni 2022 reisten zunächst sechs PaddlerInnen an den Start- und Zielpunkt, den idyllisch gelegenen FVS-Natur-Campingplatz am Zeuthener See bei Schöckwitz. Hier schlugen wir erstmal die Zelte auf und nutzten die erste Gelegenheit zum Baden.

Vor dem Start am nächsten Tag galt es zunächst die Boote mit Ausrüstung zu beladen und zu Wasser zu lassen. Nachdem diese bei manchen Booten doch recht anspruchsvolle Operation erfolgreich abgeschlossen war, ging es bei strahlendem Sonnenschein Richtung Süden, Dahme aufwärts, und damit raus aus dem engeren Berliner Umland, zum ersten Etappenziel, dem Campingplatz in Prieros. Dort angekommen wurde die ganze Gruppe von unserem „Smutje“ Stefan mit fast 2 kg leckeren Cevapcici und Reis und Krautsalat bekocht. Nach dem ersten Tag auf dem Wasser verputzten wir das mühelos.

Am nächsten Tag, nachdem wir mit der Gleislore das Prieroser Wehr umgingen, setzten wir unsere Fahrt auf der Dahme fort. Säumten am Vortag noch zahlrieche Häuser und Villen das Ufer, so war damit bald Schluss. Begegnungen mit Motor- oder Hausbooten waren von nun an eher die Ausnahme. Wir paddelten entspannt zur Schleuse Hermsdorfer Mühle, an der der freundliche Schleusenmeister Bonbons verteilt, und durch den unberührten Naturpark Dahme Heideseen. Nach Märkisch Buchholz. Dort warteten mit einem doch recht hohen Treppenwehr und kurz darauf noch einem sperrwehr gleich zwei anstrengende Umtragungen.

Da die dortigen, schweren Gleisloren das Umtragen eher noch verschlimmerten waren wir anschließend zum Pausieren gezwungen.

ausbooten mit der Gleislore am Drahendorfer Nadelwehr

Über den Dahme Umflutkanal und die Doppelschleuse in Leibsch gelangten wir schließlich auf die Spree, die uns mit immerhin mäßiger Strömung nach wenigen Kilometern zum Tagesziel, dem top ausgestatteten Wasserwanderrastplatz (WWR) Quappe in Neuendorf am See brachte.

Während wir bisher meist erst am späten Vormittag aufbrachen – schließlich galt es vorher die Zelte abzubauen, die Boote zu beladen und allem voran gemütlich zu frühstücken – weckte uns am dritten Paddeltag schon recht früh ein extrem unangenehmer Fanfarenstoß. – Philipp und Veit waren am Nachmittag zuvor nachgekommen und hatten dieses völlig überflüssige Signalgerät mitgebracht.

Auf dem Programm des dritten Tages stand die historische Schleuse in Alt-Schadow. Der Schleusenwärter bedient sie jedoch nur drei Mal am Tag. Ohne den unmissverständlichen Weckruf aus Philipps Fanfare hätten wir vermutlich mühevoll umtragen müssen. Da der Tag jedoch besonders heiß und sonnig wurde waren wir dann aber doch froh, dass uns nach der frühen Schleusung noch genügend Zeit für eine ausgiebige Badepause in der glasklaren Spree blieb. Sogar am Nachmittag konnten wir noch einen Stopp beim Bäcker in Trebatsch einlegen und uns mit Kuchen, Gebäck und schnell lieb gewonnenen Schweden-Eisbechern, Vanilleeis, Apfelmus und Eierlikör, stärken.

Da das Tagesziel nicht so ganz eindeutig festgelegt gewesen war paddelten wir weiter bis zum idyllisch gelegenen WWR Kummerow, ausgestattet mit einem wunderbaren Badesteg in der breiten gemächlich fließenden, sauberen Spree.

In dieser Nacht regnete es erstmalig ein wenig. Wir setzten unseren Weg auf der Spree nun in Richtung Norden fort. Am Vortag hatten wir am Schwielochsee den südlichsten Punkt unserer Fahrt hinter uns gelassen. Nun passierten wir Beeskow und auf der Drahendorfer Spree das Café in Neubrück, natürlich nicht ohne den Schweden-Eisbecher und Kuchen zu genießen. Da alle Versuche, einen Campingplatz zu bekommen, fehlschlugen, beschossen wir, am Abend unsere Zelte außerhalb der Ortschaft, am historischen Nadelwehr bei Drahendorf aufzuschlagen. Mit der Gleislore waren die Boote schnell aus dem Wasser geholt, so dass wir bei bestem Wetter mitten in der Natur baden und gemeinsam kochen konnten.

Der nächste Abschnitt nach Hangelsberg führte über Fürstenwalde und die Große Tränke zur Müggelspree. Sie mäandert durch ein breites, teil mit Wäldern bewachsenes Tal und zählt landschaftlich zu den schönsten Abschnitten der gesamten Strecke. An ihren dicht mit Schilf bewachsenen Ufern tummeln sich viele Teichrohrsänger mit ihren eindringlichen, hölzernen Rufen.

Weil auch der Campingplatz der Hangelsberger Kanustation geschlossen war, zelteten wir wieder in der Natur. Stefan verbrachte dankenswerter Weise Stunden damit, um uns, seit Neuendorf immerhin 8 Personen, mit frischen Pfannkuchen und hausgemachter Marmelade zu versorgen. So konnten wir auch an diesem Paddeltag gut gefüttert noch einmal die größtenteils unberührte Brandenburger Natur genießen, obwohl wir uns schon wieder dem Berliner Umland näherten.

Mehrfach war uns bestätigt worden, dass es in Brandenburg gestattet ist, eine Nacht am selben Platz in der Natur zu campieren – ein leuchtendes Vorbild, das die Bedenken wegen wildem Campen nimmt!

Die Etappe von Hangelsberg nach Erkner, wo wir auf dem Gelände des örtlichen Kanuvereins übernachteten, brachte und dann wider endgültig zurück in die Zivilisation. Dort nutzten wir erstmalig die Gelegenheit um abends nicht selbst zu kochen, sondern Essen zu gehen.

Am siebten, vorletzten Paddeltag wartete nochmal ein kleines Highlight auf uns, die Durchquerung des Gosener Grabens, einem etwa drei Kilometer langen und inzwischen naturbelassenen Kanal inmitten des Naturschutzgebiets zwischen Dämeritzsee und Seddinsee.

Nachdem da Wetter bei der Befahrung des Gosener Grabens noch herrlich gewesen war verschlechterte es sich während der Mittagspause auf der Insel Seddinwall zusehends, der Wind frischte Wind auf und sorgte für einige Wellen. So kamen erstmalig auch die Spritzdecken zum Einsatz und die bisher ebenfalls nicht benötigten Rettungswesten wurden hervorgekramt und angelegt. Diese kleine sportliche Herausforderung, die bei dem einen oder anderen ein begeistertes Lächeln aufs Gesicht zauberte war jedoch trotz Seitenwind gut zu bewältigen. Nach einer Exkursion über die Wernsdorfer Seenkette, die über einige Kilometer mit netten Wassergrundstücken gesäumt ist gelangten wir schließlich zurück auf die Dahme und weiter zum Zeltplatz Kuhle Wampe. Die Kuhle Wampe dient bereits seit den 1920er Jahren den Berliner Arbeitern als Erholungsort und wird bis heute von einem Verein liebevoll un Schuss gehalten mit dem Ziel, für jedermann erschwinglich zu sein.

Am letzten Tag wartete wieder bestes Paddelwetter auf uns und wir brachen noch einmal auf zu einer zusätzlichen, 34 Kilometer langen Abschlussrunde, die uns zunächst nach Köpenick führte, wo wir in der Nähe des Schlosses und des alten Rathauses anlandeten um zum Mittagessen und auf ein Eis einzukehren.

Obwohl und ein „Hauptmann von Köpenick“ vor U-Booten im Müggelsee warnte setzten wir die Reise unverzagt fort und durchquerten dabei auch Neu Venedig, ein von künstlichen Kanälen durchzogenes ehemaliges Datschen-Viertel in Rahnsdorf. Hier hat jedes Grundstück seinen eigenen Zugang zum Wasser. Anschließend paddelten wir noch einmal den Gosener Graben und den Seddinsee und beendeten nach acht Paddeltagen und 235 Kilometern unsere große Wanderfahrt wieder auf dem Natur-Campingplatz am Zeuthener See.